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Am 7. September 2023 fand das 11. Spitzentreffen mit den Behindertenverbänden des MDR in Leipzig statt. Thema: Wie ist der aktuelle Stand der Barrierefreiheit im MDR Fernsehen und wie geht es weiter?

Barrierefrei bis 2025 – auch im Web

Fast 95 Prozent des MDR-Fernsehprogramms sind mit Untertiteln (UT) verfügbar. 2012 waren es erst 30 Prozent! Mit rund 38.000 Sendeminuten in Gebärdensprache (DGS) bietet der MDR mehr barrierefreie Zugänge für Hörgeschädigte als jede andere ARD-Landesrundfunkanstalt. Bis 2025 will der MDR auch seine digitalen Angebote im Internet sowie in der ARD Mediathek und der ARD Audiothek weitgehend barrierefrei gestalten.

Im ersten Halbjahr 2023 waren bereits 88 Prozent der MDR-Angebote in der ARD Mediathek untertitelt. 2022 waren es noch 82 Prozent und 2021 65 Prozent. Angebote in Gebärdensprache (DGS) sind zudem immer auch im HbbTV oder als Livestream verfügbar. Seit dem 19. März 2023 bietet der MDR alle seine Tatorte und Polizeirufe 110 im Ersten mit DGS an. Diese regelmäßigen fiktionalen Angebote für gehörlose Menschen sind bundesweit einmalig. Neue barrierefreie Angebote bietet der MDR auch in der ARD-Audiothek. Dort können hörgeschädigte Menschen ausgewählte Podcasts und Radiobeiträge (z.B. „Wahlkreis Ost“, „Kempferts Klimakompass“ u.v.m.) verschriftlicht nachlesen.

Presse: 11. MDR-Spitzentreffen mit Behindertenverbänden: Mehr Angebote in Mediatheken (Quelle: MDR)

Presse: 11. MDR-Spitzentreffen mit Behindertenverbänden: Mehr Angebote in Mediatheken (Quelle: Presseportal)

Video 1: 11. Spitzentreffen der Behindertenverbände

Video 2: Stimmen zum Spitzentreffen

Weitere Informationen zum Thema Barrierefreiheit unter: www.mdr.de/barrierefreiheit

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Rückblick

  • Der Arbeitskreis “Untertitel und Gebärdenspracheinblendung” der Deutschen Gesellschaft der Hörbehinderten e.V. hat seine Forderung an die Medien bzw. an die Politik bereits im Jahr 2005 öffentlich demonstriert. Die Powerpoint kann hier noch einmal angesehen werden: [Link]

  • Im Jahr 2007 fordete der Deutsche Gehörlosen-Bund e.V. bundesweit das "Recht auf 100% Untertitel!". In Deutschland leben 13 Mio. Hörgeschädigte. Etwa die Hälfte hat Schwierigkeiten, dem Fernsehen missverständnisfrei zu folgen. 300.000 gehörlose, ertaubte und an Taubheit grenzend schwerhörige Menschen sind ohne Untertitel oder Gebärdenspracheinblendung vom Fernsehangebot ausgeschlossen. Untertitel ersetzen den fehlenden Ton. Sie lassen sich über den Teletext wahlweise hinzuschalten und ermöglichen Hörgeschädigten ein barrierefreies Fernsehen. Die 22 wichtigsten deutschsprachigen Sender untertiteln nur 6,1% (Stand April 2007). Wir fordern mit der Unterschriftenaktion die Politiker auf, noch stärker als bisher auf die Barrierefreiheit hinzuwirken und Maßnahmen zu ergreifen, die innerhalb 10 Jahren schrittweise zu einem 100%igen Zugang Hörgeschädigter zum Fernsehangebot führen. Forderungskatalog zum Download gibt es hier.

  • Der Deutsche Gehörlosen-Bund e. V. veranstaltet gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft e. V. und dem Deutschen Schwerhörigenbund e. V. in Zusammenarbeit mit dem Team von Sign-Dialog aus Aachen am 23.08.2008 in Köln eine Großdemonstration für 100% Untertitel. Mit der Forderung nach 100% Untertitel wollen der Deutsche Gehörlosen-Bund e. V. und seine Partner das Recht auf Barrierefreiheit durchsetzen und schrittweise 100% Barrierefreiheit im Fernsehen erreichen. Die Demonstration beginnt am 23. August 2008 um 15 Uhr am Messegelände vor dem Kongresszentrum und führt durch die Kölner Innenstadt bis vor das Rathaus.

  • Unser ehemaliger Vorsitzender Adolf Kuß vom Gehörlosengemeinschaft Sachsen-Anhalt e.V. wies darauf hin, dass der Anteil der Untertitel bei den 22 größten deutschsprachigen Fernsehsendern nur 8,4 % beträgt. Im internationalen Vergleich sei Deutschland ein „Entwicklungsland“. In den USA oder Großbritannien liege die Untertitelquote bei 100 Prozent, in den Niederlanden bei 80 Prozent. Die Gehörlosenverbände im Sendegebiet des MDR fordern seit langem mehr Sendungen mit Untertiteln. Laut Kuß gibt es seit kurzem Untertitel für einige Sport- und Nachrichtenformate. Die Gespräche mit dem Sender „haben sich gelohnt“, so Kuß. Siehe Pressemitteilung der Altmark-Zeitung vom 04.11.2010.

  • Oliver Markwirth hat viele Jahre in Amerika gelebt. Jetzt ist er nach Deutschland zurückgekehrt, auch weil er deutsche Wurzeln hat. In Amerika hat er die Regelungen zur Untertitelung kennen gelernt und kämpft dafür, dass sich die Situation auch in Deutschland deutlich verbessert. Er hat drei Dokumente veröffentlicht, die sich mit dem Thema „Untertitel in den USA“ beschäftigen. Zum einen geht es um Untertitel im Allgemeinen und einen Gesetzesentwurf, der die Art und Qualität von Untertiteln regeln soll. Zweitens geht es um die Gruppe der Gehörlosen in den USA, die sehr aktiv und präsent ist und eine Art „Avantgarde“ bildet. Drittens zeigt eine Statistik, welche Menschen von Untertiteln profitieren. Das sind keineswegs nur Gehörlose oder Hörgeschädigte, sondern z.B. auch Kinder, die durch Untertitel lesen lernen können. [Dokument 1] [Dokument 2] [Dokument 3]

  • Sign-Dialog hat 2011 eine Statistik für die Jahre 2005 bis 2011 veröffentlicht: Insgesamt steigt die Untertitelungsquote bei den Sendern kontinuierlich an; besonders hervorzuheben sind die öffentlich-rechtlichen Sender mit einer Quote von teilweise über 50 % (WDR). Dennoch sind viele Hörgeschädigte mit der Situation nicht zufrieden und wünschen sich einen stärkeren Ausbau des Untertitelangebots. Im Jahr 2008 wurde Kurt Beck ein Forderungskatalog übergeben, in dem wir eine 100%ige Untertitelung innerhalb von 10 Jahren - also bis 2018 - fordern. Dazu müsste die Quote innerhalb eines Jahres um 10 Prozent steigen. Davon sind wir noch weit entfernt! Ebenfalls 2008 wurde der Rundfunkstaatsvertrag novelliert. Dort heißt es zur Untertitelung, dass untertitelt werden „soll“. Wir fordern eine Änderung hin zu einer Verpflichtung für alle Sender, wie es in Spanien, Frankreich und England bereits der Fall ist. Eine Pflicht zur Untertitelung muss auch hier in Deutschland gesetzlich verankert werden, sonst wird die Untertitelungsquote nie die notwendigen 100% erreichen! Link zur Statistik 2005-2011 hier.

  • Die Bemühungen haben sich gelohnt: Am 14. September 2011 veröffentlichte der NDR die Pressemitteilung "ARD beschließt Ausbau barrierefreier Angebote". Die ARD wird ihre barrierefreien Angebote im Ersten Programm weiter ausbauen. Das haben die Intendantinnen und Intendanten der ARD auf ihrer Sitzung in Potsdam beschlossen. Bis Ende 2013 sollen alle Erstsendungen im Ersten mit Untertiteln für gehörlose und schwerhörige Zuschauerinnen und Zuschauer versehen werden. Auch in den Dritten Programmen wird der Anteil der untertitelten Sendungen deutlich erhöht. "Die ARD nimmt damit eine Vorreiterrolle bei barrierefreien Angeboten ein. Wir wollen mit unseren vielfältigen Angeboten alle Menschen erreichen. Deshalb haben wir uns diese ehrgeizigen Ausbauziele für unsere barrierefreien Angebote gesetzt. Wir werden unseren gesamten Maßnahmenkatalog mit den Spitzenverbänden der Menschen mit Behinderungen diskutieren. Und dann zügig an die Umsetzung in den Programmen gehen", sagte die ARD-Vorsitzende Monika Piel am Mittwoch in Potsdam.[Link]

  • Am 4. Oktober 2012 fand in Leipzig erstmals das 1. Spitzengespräch mit dem Behindertenvertreter des MDR statt. In einem Stufenplan sollen in den nächsten drei Jahren Barrieren für seh- und hörbehinderte Menschen Schritt für Schritt abgebaut werden. Ende dieses Jahres werden rund 30 Prozent der MDR-Fernsehsendungen mit Untertiteln für Gehörlose und Hörgeschädigte versehen sein. Bis 2015 soll dieser Anteil auf mindestens 75 Prozent steigen, kündigte der MDR an. Pressemitteilung vom 08.10.2012 hier.

  • Inzwischen hat das 5. Spitzentreffen stattgefunden. Ein Bericht ist hier finden. Der Sächsische Inklusionspreis hat den Preis für "Barrierefreie Angebote" an den MDR verliehen. Für seine Bemühungen um Barrierefreiheit wird der MDR am 3. Mai 2016 mit dem Inklusionspreis des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 3. Mai im Sächsischen Landtag in Dresden statt.[Link]

  • Der Deutsche Gehörlosen-Bund e.V. hat nun die Dokumentation der Fachtagung „Barrierefreie Medien“ am 12.09.2017 in Mainz als Broschüre veröffentlicht. Die Dokumentation liefert viele wichtige Impulse und Anregungen für die Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit in der medien- und behindertenpolitischen Landschaft. Die digitale Version steht als Download zur Verfügung.

  • Beim 7. Spitzentreffen am 20. November 2018: Das Engagement des MDR beim Thema Inklusion ist hoch: Fast 90 Prozent aller Sendungen im MDR Fernsehen werden mit Untertiteln (UT) ausgestrahlt. Knapp sechs Prozent des Programms werden in Gebärdensprache angeboten, 3,5 Stunden täglich mit Audiodeskription. [Link 1] [Link 2]

  • Beim 10. Spitzentreffen von MDR-Intendantin Karola Wille mit mitteldeutschen Behindertenverbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen am 27. Oktober 2022 in Leipzig zog der Sender eine positive Bilanz und kündigte neue inklusive Angebote im Netz an. In enger Zusammenarbeit mit den Verbänden und Institutionen plant der MDR, seine umfangreichen Angebote vor allem in der Mediathek konsequent barrierefrei weiterzuentwickeln, um Menschen mit Hör- und Sehbehinderungen oder kognitiven Einschränkungen künftig auch bei digitalen Angeboten mehr Teilhabe zu ermöglichen. Bisher sind 80 Prozent der MDR-Angebote in der ARD Mediathek untertitelt. [Link]

  • Der Rundfunkrat begrüßt das große Engagement von MDR und KiKA für Barrierefreiheit. Der MDR-Rundfunkrat befasste sich in seiner Sitzung am 5. Dezember 2022 in Leipzig mit den barrierefreien Angeboten von MDR und KiKA sowie den Perspektiven für die Weiterentwicklung bis 2025. [Link]
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